Studie zur Konventionellen Mindesterzeugung

Auch bei hoher Einspeisung erneuerbarer Energien ins Stromnetz produzieren konventionelle Kraftwerke noch Strom. Das zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Consentec im Auftrag der vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW. In Zeiten negativer Börsenpreise sind aktuell rund 25 bis 30 Gigawatt (GW) konventionelle Kraftwerke am Netz. Verantwortlich für diese sogenannte Mindesterzeugung sind ganz unterschiedliche Sachverhalte. Eines ist jedoch aus der Untersuchung klar ersichtlich: Es gibt Potenziale und Maßnahmen, um die Mindesterzeugung zu senken.Zusammenfassend zeigt die Studie vielfältige Ursachen von Mindesterzeugung auf: 

  • Rund 25 bis 30 GW konventioneller Kraftwerke sind selbst bei negativen Preisen aufgrund unterschiedlicher Ursachen am Netz
  • Die Übertragungsnetzbetreiber arbeiten durch Netzausbau und innovative Lösungen daran, die Mindesterzeugung zu reduzieren.

Die Mindesterzeugung wird durch unterschiedliche Sachverhalte verursacht: Rund 0,5 bis 2,5 GW der Mindesterzeugung sind am Netz, um für Redispatch-Maßnahmen der Übertragungsnetzbetreiber zur Verfügung zu stehen. Weil der Netzausbau mit dem Ausbau erneuerbarer Energien bislang nicht Schritt hält, müssen die Übertragungsnetzbetreiber Kraftwerke einsenken und an anderer Stelle hochfahren, um das Systemgleichgewicht zu wahren. Mit einer zügigen Umsetzung der notwendigen Netzausbaumaßnahmen kann dieser Anteil der Mindesterzeugung gesenkt werden.

Etwa 3,5 bis 5,5 GW der Mindesterzeugung entfallen auf die Erbringung von Regelleistung und deren Besicherung (ca. 1,5 bis 2,5 GW). Regelleistung wird von den Übertragungsnetzbetreibern technologieneutral und wettbewerblich beschafft. Eine Maßnahme zur Reduzierung dieser Art der Mindesterzeugung ist die Integration von Erneuerbaren-Anlagen in den Regelenergiemarkt. Die Übertragungsnetzbetreiber unterstützen daher ausdrücklich das Vorhaben der Bundesnetzagentur, die Bedingungen hierfür in einem derzeit laufenden Festlegungsverfahren anzupassen. Auch führen die Übertragungsnetzbetreiber derzeit Pilotprojekte mit Windenergieanlagen zur Regelleistungserbringung durch.Schließlich weisen die Daten einen derzeit nicht weiter aufschlüsselbaren Wert – in der Studie als „PROD_min“ dargestellt – auf, der an allen analysierten Tagen jeweils rund 20 GW aufweist. Anhand der aktuell verfügbaren Daten und Informationen kann dieser Anteil nicht weiter aufgeteilt werden. Als gesichert kann angenommen werden, dass Eigenerzeugung hierbei eine Rolle spielt. Aufgrund der derzeitigen Struktur der Netzentgelte und der Marktorganisation kann es sinnvoll sein, Strom zu erzeugen, obwohl die Börsenpreise so gering sind, dass sie unterhalb der variablen Stromerzeugungskosten der Eigenerzeugungsanlage liegen oder gar negativ sind. Auch Wärme-Auskopplung ist ein Faktor. Für viele KWK-Anlagen ist die Stromerzeugung nur ein Nebenprozess. Sind diese Kraftwerke zur Lieferung von Wärme für Industrieprozesse oder Haushalte verpflichtet, müssen sie auch bei negativen Preisen Strom erzeugen, wenn keine anderen Wärmequellen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus existiert eine technologische Mindesterzeugung der Kraftwerke, das heißt, die Kraftwerke müssen ein Mindestmaß an Strom erzeugen, damit keine vollständige Abschaltung notwendig wird.Die lokalen Systemdienstleistungen wie Spannungshaltung und Kurzschlussleistung sind in der Studie nicht als Treiber für Mindesterzeugung identifiziert worden. Sie werden zwar heute noch überwiegend durch konventionelle Kraftwerke erbracht. Jedoch sind technische Alternativen – wie etwa aktive Kompensationselemente oder rotierende Phasenschieber – vorhanden, die diese Dienstleistungen auch ohne konventionelle Kraftwerke erbringen können. Entsprechende Konzepte werden im Netzgebiet aller vier Übertragungsnetzbetreiber bereits flächendeckend umgesetzt. Für die Analyse wurden drei sehr unterschiedliche repräsentative Tage im Jahr 2015 ausgewählt, bei denen an der Strombörse negative Preise auftraten. Die Auswertung erfolgte auf Basis von Planungsdaten der Kraftwerksbetreiber, die den Übertragungsnetzbetreiber im Rahmen des Energieinformationsnetzes vorliegen.