Sonderanalysen Winter 2022/2023

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW haben im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Sonderanalysen zur Stromversorgungssituation im Winter 2022/23 durchgeführt. Ziel der Analysen war es, zu überprüfen, ob zu jeder Stunde dieses Winters die Stromnachfrage in Deutschland insgesamt gedeckt („Leistungsbilanz“) und die Netzsicherheit („Transmission Adequacy“) gewährleistet sein würde.

In der Analyse wurden drei verschiedene Szenarien mit zunehmend kritischen Prämissen untersucht (Szenario +, ++, +++). Die Sonderanalysen kamen zu dem Ergebnis, dass in allen drei Szenarien die Versorgungssituation  Winter 2022/23 angespannt sein würde und die benötigte Last am europäischen Strommarkt nicht immer vollständig gedeckt werden könne. In den beiden kritischeren Szenarien (++) und (+++) treten in einigen Stunden Lastunterdeckungen auch in Deutschland auf. Auch die Netzsicherheit würde in den kalten Monaten auf die Probe gestellt. Die Analysen ergaben für alle drei Szenarien, dass fürs Management von Netzengpässen die inländischen „Redispatch“-Potenziale nicht zu jedem Zeitpunkt ausreichen würden.

Sollte es zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität unumgänglich sein, könnte es deshalb im besagten Winter - als Ultima Ratio - zu kontrollierten, zeitlich und regional begrenzten Abschaltungen der Stromversorgung in einzelnen Regionen Deutschlands kommen. Diese kontrollierten Abschaltungen werden in der Regel angekündigt und erfolgen diskriminierungsfrei. Sie betreffen somit potentiell sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte.

Um das Risiko für mögliche zeitweilige Lastabschaltungen zu reduzieren, haben die ÜNB der Bundesregierung im Rahmen der Sonderanalysen ein Bündel an Maßnahmen zur Erhöhung der Stromerzeugungs- und Stromtransportkapazität vorgeschlagen. Dazu zählten unter anderem: die Leitungen höher auslasten, eine ausreichende Versorgung mit Brennstoffen organisieren, alle Erzeugungskapazitäten nutzen und die noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke in den Streckbetrieb überführen. Dabei galt: Je mehr der vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, umso positiver wirkt sich dies auf die Versorgungssituation im Winter aus.

Für alle Empfehlungen waren kurzfristig gesetzgeberische Tätigkeiten oder hoheitliches Handeln erforderlich. Die ÜNB standen und stehen im engen Austausch mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie der Bundesnetzagentur (BNetzA) und bringen weiterhin ihre fachliche Expertise ein.